Menschen bei ELA

Entspanntes Reisen mit Flying Hope

Entspanntes Reisen mit Flying Hope

Mitte 2020 hatten wir einen Termin in der Leukodystrophie-Sprechstunde am UKE in Hamburg, standen aber vor einem Problem: Wie dorthin kommen? Autofahren akzeptiert unser Sohn Benjamin (fast 3 Jahre alt, Morbus Canavan) nicht. Normalerweise reisen wir daher mit der Bahn, allerdings war uns das Reisen mit der Bahn angesichts der Coronalage zu unsicher und heikel. So kam der Tipp einer befreundeten ELA-Familie gerade recht: „Fliegt doch mit Flying Hope, das ist total entspannt und geht viel schneller“.

Flying Hope (www.flyinghope.de) ist eine gemeinnützige Organisation, die schwer kranke Kinder zu Therapien, Hospizaufenthalten oder auch mal in den Urlaub innerhalb Deutschlands fliegt. Der Flug ist. für betroffene Familien sogar kostenlos,  denn die Flüge werden durch Spenden finanziert und die Piloten stellen ihre Zeit und Maschinen zur Verfügung. Die Piloten sind alle sehr freundlich. Sie stellen sich auf die Bedürfnisse der Kinder ein und strahlen viel Ruhe aus, wenn es doch mal dazu kommt, dass die Kinder weinen oder unruhig werden. Generell sind die Piloten auch sensibilisiert, dass sie schwer erkrankte Kinder fliegen und sie sind geschult für Krisensituationen, daher fliegen häufig auch zwei Personen mit.

Wie war der Ablauf? Wir nahmen eine Woche vor dem geplanten Flugtermin Kontakt zu Flying Hope auf. Der Erstkontakt läuft telefonisch über das Büro von Flying Hope. Dort erreicht man immer Frau Drauz (Telefon 0211 174 547 94). Sie ist sehr nett und koordiniert und managt alle Anfragen. Nachdem wir im Anschluss an das Telefonat das Kontaktformular auf der Homepage ausgefüllt hatten, kam einige Tage später die Zusage für den Hin- und den Rückflug.

Im Vorfeld sind noch einige Formalitäten nötig:  Vom Kinderarzt muss die Flugtauglichkeit bescheinigt sowie weitere Formulare (in denen es um rechtliche Dinge geht) ausgefüllt und die an Flying Hope weitergeleitet werden. Die meist kleinen Flugzeuge werden von Privat- oder Berufspiloten geflogen. Sie machen dies ehrenamtlich und stellen auch häufig ihr Privatflugzeuge zur Verfügung. Als An- und Abflugort eigenen sich daher auch kleinere Flugplätze.

Am Flughafen selbst holen einen die Piloten an einer kleinen Sicherheitsschleuse ab, durch die man schnell und unkompliziert kommt. Wir leben in Düsseldorf und fliegen in der Regel nicht vom großen Düsseldorfer Flughafen aus, sondern von Mönchengladbach oder Essen, da diese deutlich kleiner sind.

Die gewöhnlich anfallenden Flughafengebühren werden oft von den Flughäfen übernommen. Die passenden Flughäfen sucht Flying Hope nach Rücksprache mit Euch aus. Generell kann es bei den kleinen Maschinen und Flughäfen jederzeit, vor allem im Winter, sein, dass die Flüge kurzfristig abgesagt oder verschoben werden müssen, weil das Wetter die Flüge einfach nicht zuläßt. So sollte einem immer bewusst sein, im Zweifel einen Plan B nutzen zu müssen. Da man in den kleinen Maschinen nur begrenzt Gepäck mitnehmen kann, haben wir es so geregelt, dass einer immer mit dem Auto das Gepäck ans Ziel fährt und der andere mit Benjamin fliegt.

Im Flugzeug selbst haben wir dann nur den Autositz und einen Rucksack mit Verpflegung, Notfallmedikamenten und etwas Spielzeug dabei; teilweise auch noch einen Buggy für denTransport am Flughafen. Im Vorfeld müssen jedoch Maße und Gewicht des Gepäcks und auch der Mitfliegenden angegeben werden. Man sollteauch tunlichst ehrlich sein, da danach auch der benötigte Sprit berechnet wird.

Wir bekamen immer einen Kopfhörer, mit dem wir während des Fluges Kontakt zum Piloten halten konnten. Benjamin hatte meistens Kinderkopfhörer auf, denn die Geräuschkulisse ist teilweise deutlich lauter als in größeren Passagierflugzeugen von Boeing oder Airbus.

Das Fliegen selbst findet Benjamin superspannend und aufregend. Beim ersten Flug fing er im Autositz schon an zu lachen, als die Maschine gestartet ist. Die lauten Geräusche, das Vibrieren und das Spüren im Körper sind genau sein Ding und er genießt es in der Regel sehr. Und auch wir genießen die schöne Aussicht über die Landschaft oder Wolken sehr.

Die Mitnahme von Geschwisterkindern oder weiteren Angehörigen ist in der Regel unproblematisch, sofern die genutzte Maschine genügend Platz bietet.

Wir sind in den letzten beiden Jahren mehrfach mit Flying Hope geflogen und haben ausnahmslos gute Erfahrungen gemacht. Uns wurden so Termine ermöglicht, die wir ansonsten hätten gar nicht wahrnehmen können oder nur mit deutlich mehr Zeitaufwand.

Unser Tipp: Wir können daher nur raten, Kontakt zu Flying Hope aufzunehmen. Vielleicht ist das Fliegen ja auch etwas für Euch?!